„Ach, so geht entspanntes Sitzen!?!“
Haben Sie sich auch schon mal gefragt, ob es einen „Trick“ gibt, um entspannt aufrecht zu sitzen? Geht das überhaupt? Fragen Sie sich vielleicht sogar. Vielen von uns wurde beigebracht, dass „gerade Sitzen“ bedeutet, die Schultern stramm nach hinten zu ziehen und alle Muskeln anzuspannen, um „korrekt“ zu sitzen. Vielleicht halten Sie sogar die Luft an, weil Sie sich so konzentrieren müssen. Und sobald Sie sich einer anderen Aufgabe widmen, fallen Sie wieder in Ihre gewohnte, eingesunkene Haltung zurück oder behalten Hohlkreuz und Anspannung bei, die sich irgendwann in Kopf-, Nacken-, Schulter- oder Rückenschmerzen äussert.
Mehrere KlientInnen, die zur Zeit für ihre Abschlussprüfungen lernen oder sonst im Alltag viel Sitzen, fragen mich, was sie anders machen können. Eine der Übungen und Erkundungen, die ich ihnen jeweils anleite, finden Sie unten im Video.
Und der Effekt? „Ach, so geht entspanntes Sitzen also!?!“, sagen viele überrascht nach dieser einfachen Übung. Ich erkläre ihnen dann jeweils, dass wenn das Becken in der neutralen Stellung sein kann, trägt sie die Wirbelsäule und darauf den Kopf. Wie eine Sonnenblume in einem Topf. Würde der Stängel nicht den Blütenkopf tragen in seiner Mitte, würde der Topf umkippen. Bei uns Menschen kippt bei einem Ungleichgewicht nicht das Becken, sondern die Muskeln versuchen dies mit Daueranspannung auszugleichen, wenn das Skelett seiner Aufgabe des „Alles-aufeinander-Reihen-und-Tragens“ nicht nachkommen kann. Dies hat zur Folge, dass die Muskeln dauernd halten und sich anspannen müssen – und sich dann mit Verspannungen und Schmerzen melden, um gehört zu werden, dass da etwas nicht stimmt. Sie wären eigentlich für Bewegung zuständig und das Skelett fürs aufrechte Sitzen, Stehen und Gehen.
Mit dieser Übung können Sie die Sitzbeinhöcker erkunden und lernen, das Becken in eine neutrale Stellung zu bringen, die ein aufrechtes, entspanntes Sitzen ermöglicht. Vielleicht spüren Sie die Wirkung ja wie eine meiner Klientinnen letzte Woche, die plötzlich anfing zu lächeln und einen tiefen Atemzug nachm, weil sie endlich wieder entspannt in den Unterbauch atmen konnte. Sie berichtete mir danach, dass sie – seit sie die Übungen immer wieder zwischendurch in kurze Pausen einbaut – fast keine Rücken- und Nackenschmerzen mehr hat und viel mehr Energie, sich länger konzentrieren kann.
Die ersten 4.5 Minuten bringen bereits einen grossen Effekt. Wenn Sie Lust auf mehr Erkundung haben, können Sie gerne weiterfahren mit den beiden Ziffernblättern:
Ein Zusatztipp zum Schluss: Stellen Sie sich den Handywecker, beispielsweise auf alle 30 Minuten, und fragen Sie sich kurz, wie sich Ihre Sitzposition gerade anfühlt und probieren Sie verschiedene Positionen aus (und wechseln Sie sie regelmässig), bis sie die Frage, ob es sich leicht anfühlt, mit „ja“ beantworten können. Sie werden erstaunt sein, was es alles für Sitzpositionen gibt, wenn Sie Ihrer Kreativität freien Lauf lassen!